K�bler, Gerhard

 

Die H�ufigkeit der zur Darstellung des Althochdeutschen verwendeten Buchstaben

 

Das seit Jakob Grimm (1819) so bezeichnete Althochdeutsche ist die �lteste Sprachstufe der hochdeutschen Sprache. Diese unterscheidet sich vom durch Rekonstruktion gewonnenen Germanischen durch die vielleicht schon im 6. Jahrhundert (Personenname Idorih auf der Lanzenspitze von Wurmlingen) einsetzende, aber erst ab 750 besser belegte althochdeutsche Lautverschiebung (Verschiebung von p, t, k zu Doppelspiranten [ff, zz, hh] oder Affrikaten [pf/ph, z/tz, altoberdeutsch kh/ch] und von đ, ƀ, ǥ zu t, b, g). Gegen�ber dem um 1070 einsetzenden Mittelhochdeutschen, der zweit�ltesten Sprachstufe der hochdeutschen Sprache, ist das Althochdeutsche durch die vollen Vokale der nicht hochbetonten Silben gekennzeichnet, die im Mittelhochdeutschen zu e oder i abgeschw�cht sind.

 

R�umlich grenzt das Althochdeutsche im Norden an das Alts�chsische, zu dem noch Essen, Werden, das Rothaargebirge und der S�dharz geh�ren, und im Nordwesten an das Altniederfr�nkische. �ber die Westgrenze des geschlossenen althochdeutschen Sprachgebietes l�sst sich keine Sicherheit gewinnen. Im Osten (Th�ringen) fehlen umfangreiche Zeugnisse. Im S�den weist noch das Langobardische althochdeutsche Z�ge auf.

 

Das Althochdeutsche ist - abgesehen von den blo�en Nennungen althochdeutscher Personennamen und Ortsnamen - durch rund 1200 Handschriften, in denen sich althochdeutsche Elemente sehr verschiedenen Umfangs finden, �berliefert. Die wichtigsten althochdeutschen Schreiborte sind dabei in Bayern Salzburg, Mondsee, Passau, Regensburg, Tegernsee und Freising, in Alemannien St. Gallen, Reichenau und Murbach sowie im fr�nkischen Gebiet Wei�enburg, Lorsch, Mainz, Frankfurt, W�rzburg, Bamberg, Fulda, Trier, Echternach und Aachen. Allerdings sind auch von wichtigen Sprachdenkm�lern die Entstehungsorte wie die Schreiborte nicht bekannt und m�ssen neben den genannten Schreiborten weitere, nicht sicher identifizierbare angenommen werden. Au�erdem stammen die Schreiber eines Schreiborts vielfach aus anderssprachigen Gebieten.

 

Zur Aufzeichnung wird das lateinische Alphabet verwendet. Die lateinischen Schriftzeichen erm�glichen nur eine unvollkommene Wiedergabe des althochdeutschen Lautsystems. Zus�tzliche Zeichen wurden gleichwohl f�r das Althochdeutsche nicht entwickelt.

 

Am n�chsten verwandt ist das Althochdeutsche mit dem Altniederdeutschen (Alts�chsischen und Altniederfr�nkischen). Mit diesem und dem Altfriesischen sowie dem Altenglischen hat es viele Spracherscheinungen gemeinsam (Konsonantengemination, Bildung der zweiten Person Singular Praeteriti der starken Verben, Suffixe -heit, -schaft, -tum, Wortschatz�bereinstimmungen). Von daher ist es im Gegensatz zum ostgermanischen Gotischen und zum nordgermanischen Altnordischen dem sog. Westgermanischen zuzurechnen.

 

In sich ist das Althochdeutsche nicht einheitlich, so dass von althochdeutsch nur im Sinne einer wissenschaftlichen Zusammenfassung verschiedener Einzelmundarten gesprochen werden kann. Zu unterscheiden sind vor allem das altmitteldeutsche Altfr�nkische und die altoberdeutschen Mundarten des Altbayerischen und Altalemannischen (sowie das Th�ringische und Langobardische). Das Altfr�nkische l�sst sich dabei weiter in Alts�drheinfr�nkisch (Wei�enburg), Altrheinfr�nkisch (Mainz, Lorsch, Frankfurt, Fulda [seit 10. Jh.]), Altostfr�nkisch (W�rzburg, Bamberg, Fulda [bis 10. Jh.]) und Altmittelfr�nkisch (Trier, Echternach usw.) (sowie das altniederdeutsche Altniederfr�nkische) gliedern.

 

F�r wissenschaftliche Zwecke wird das Althochdeutsche in seinen Ans�tzen in der Regel auf den Lautstand des in Fulda um 830 durch �bersetzung geschaffenen althochdeutschen Tatian normalisiert. Dadurch werden zwar sowohl r�umliche Verschiedenheiten sowohl wie auch zeitliche Entwicklungen k�nstlich vernachl�ssigt. Andererseits wird dadurch aber so viel praktische �bersicht gewonnen, dass deswegen auch hier normalisiert wird.

 

Ediert sind die althochdeutschen Quellen in unterschiedlichen Publikationen. Hervorzuheben sind dabei vor allem die Ausgaben der umfassenderen Texte (Notker, Otfrid, Tatian, Isidor, Mondseer Fragmente, Murbacher Hymnen), der kleineren Sprachdenkm�ler (Steinmeyer 1916, K�bler 1986), der Glossen (Steinmeyer/Sievers) und zahlreicher einzelner Glossennachtr�ge (zusammenfassend K�bler 1993) sowie die Ausgaben der lateinischen fr�hmittelalterlichen Texte bzw. Handschriften.

 

In den 40794 erfassten Ans�tzen und Verweisen sind 315137 Zeichen enthalten. Daraus errechnet sich eine durchschnittliche Ansatzl�nge von 7,7251 Zeichen. Zur Darstellung des Althochdeutschen ist grunds�tzlich das Buchstabensystem (Alphabet) des klassischen Lateinischen verwendet, das aber in bestimmten Hinsichten auf Besonderheiten des Althochdeutschen angepasst werden muss.

 

Ausgangspunkt sind also die 24 Zeichen des lateinischen Alphabets (a, b, c, d, e. f, g, h, i, k, l, m, n, o, p, q, r, s, t, u, v, x, y, z). Hinzu kommen als althochdeutsche Zusatzzeichen gegen�ber dem Lateinischen j und w. Hieraus ergibt sich eine Gesamtzeichenzahl von 26 Zeichen.

 

Die H�ufigkeit ihrer Verwendung hat mich schon von Beginn meiner Besch�ftigung mit dieser Sprache besonders interessiert. Ich habe aber in der Literatur hierzu bislang keine besonderen genauen Angaben vorgefunden. Deswegen habe ich sie mit Hilfe eines von Josef Sch�negger freundlicherweise f�r mich entwickelten Sortierprogramms selbst ermittelt.

 

Dieses gelangt unter der in der elektronischen Datenverarbeitung selbverst�ndlichen Vereinzelung aller 26 Buchstaben (z. B. a, b, c, d usw.) und 55 Buchstabenvarianten (z. B. a, �, � usw.) zu folgenden Erkenntnissen:

 

Asc

Hex

Zeichen

H�ufigkeit

97

61

a

29279

65

41

A

15

257

101

ā

3727

230

0

�

1

98

62

b

8365

66

42

B

28

99

63

c

568

67

43

C

3

100

64

d

7044

68

44

D

7

101

65

e

17344

69

45

E

7

275

113

ē

1709

102

66

f

8591

70

46

F

17

103

67

g

14301

71

47

G

8

104

68

h

14091

72

48

H

8

105

69

i

31395

73

49

I

3

299

012B

ī

8723

106

006A

j

271

74

004A

J

6

107

006B

k

7527

75

004B

K

13

108

006C

l

16453

76

004C

L

14

109

006D

m

7555

77

004D

M

7

110

006E

n

29333

78

004E

N

3

111

006F

o

12877

79

004F

O

2

333

014D

ō

4789

112

70

p

2331

80

50

P

7

113

71

q

7

114

72

r

22437

82

52

R

21

115

73

s

15937

83

53

S

35

116

74

t

18310

84

54

T

19

117

75

u

14735

85

55

U

5

363

016B

ū

1834

118

76

v

178

86

56

V

2

119

77

w

7700

87

57

W

23

120

78

x

10

121

79

y

13

122

007A

z

7474

90

005A

Z

1

Hieraus lassen sich folgende H�ufigkeiten ermitteln:

Zeichen

Varianten

H�ufigkeit

Prozent

A

a A ā �

33022

10,50%

B

b B

8393

2,70%

C

c C

571

0,20%

D

d D

7051

2,20%

E

e E ē

19060

6,00%

F

f F

8608

2,70%

G

g G

14309

4,50%

H

h H

14099

4,50%

I

i I ī

40121

12,70%

J

j J

277

0,10%

K

k K

7540

2,40%

L

l L

16467

5,20%

M

m M

7562

2,40%

N

n N

29336

9,30%

O

o O ō

17668

5,60%

P

p P

2338

0,70%

Q

q

7

0,00%

R

r R

22458

7,10%

S

s S

15972

5,10%

T

t T

18329

5,80%

U

u U ū

16574

5,30%

V

v V

180

0,10%

W

w W

7723

2,50%

X

x

10

0,00%

Y

y

13

0,00%

Z

z Z

7475

2,40%

Summe

315164

100%

 

Ordnet man die Buchstaben nach ihren H�ufigkeiten, so entsteht folgende Reihung:

I

i I ī

40121

12,70%

A

a A ā �

33022

10,50%

N

n N

29336

9,30%

R

r R

22458

7,10%

E

e E ē

19060

6,00%

T

t T

18329

5,80%

O

o O ō

17668

5,60%

U

u U ū

16574

5,30%

L

l L

16467

5,20%

S

s S

15972

5,10%

G

g G

14309

4,50%

H

h H

14099

4,50%

F

f F

8608

2,70%

B

b B

8393

2,70%

W

w W

7723

2,50%

M

m M

7562

2,40%

K

k K

7540

2,40%

Z

z Z

7475

2,40%

D

d D

7051

2,20%

P

p P

2338

0,70%

C

c C

571

0,20%

J

j J

277

0,10%

V

v V

180

0,10%

Y

y

13

0,00%

X

x

10

0,00%

Q

q

7

0,00%

 

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